Colin Wilkie
*09.05.1934 † 18.10.2020
Er konnte auf eine lange, erfolgreiche Karriere zurückblicken. Zusammen mit seiner Frau Shirley war er fester Bestandteil der britischen und später auch europäischen Folkszene und es gibt kaum einen Club, den die beiden nicht bespielt und begeistert haben.
Gerne erzählte Colin von ihrer Zeit im Paris der 60er Jahre, wo sie sich als Straßensänger ihr Geld verdienten, in Restaurants, Cafés oder für die Warteschlangen vor den Kinokassen spielten. Der Winterkälte entflohen sie per Anhalter über die Route Nationale 7 (der Colin sein Lied „The National Seven“ widmete), um an der Côte d’Azur weiter aufzutreten.
Sesshaft wurden die beiden, als Colin einige Melodien für das Stück „Leben und leben lassen“ („Live like pigs“ von John Arden) am Württembergischen Staatstheater Stuttgart zu Texten von Franz-Josef Degenhardt komponierte und Regisseur Pater Palitzsch die Idee hatte, Colin und Shirl sollten als Straßensängerpaar selbst einige Lieder auf der Bühne singen. Das Stück war so erfolgreich, dass es eineinhalb Jahre im Spielplan blieb. In dieser Zeit haben sich die beiden in Stockheim (später Meimsheim, dann Pfaffenhofen) niedergelassen. 1969 wurde ihr Sohn Vincent geboren.
Da Colin & Shirley glühende Verehrer von Vincent van Gogh waren, lag die Namensgebung für den Sohn sehr nahe. Colin hat viele Songs über Bilder von van Gogh geschrieben, die wunderbar Stimmung und Inhalt beschreiben (z.B. die „The Potato Eaters“ oder „The Night Café“).
Von 1964 bis 1969 nahmen Colin Wilkie & Shirley Hart an den international besetzten Burg Waldeck-Festivals im Hunsrück teil, die als Ausgangspunkt der deutschen Folk- und Liedermacherszene gelten.
Hannes Wader, Reinhard Mey, Franz-Josef Degenhardt, Hein & Oss Kröher, Schobert & Black, Hanns-Dieter Hüsch, Phil Ochs, Guy Carawan u.v.a.m. wurden zu guten Freunden.
Ende der 70er Jahre verabschiedete sich Shirley nach einer Stimmbandoperation von der Bühne.
Die Fortführung seiner Karriere als Solokünstler fiel Colin nicht allzu schwer, denn sein britischer Humor („jetzt bekomme ich die Gage ganz allein“), sein schwäbisch gefärbtes Deutsch und sein unerschöpfliches Geschichtenreservoir machten seine Liedansagen zu fast schon kabarettistischen Glanzstücken, einem typischen Merkmal seiner Konzerte.
Immer wieder gab es gemeinsame Auftritte mit befreundeten Musikern wie Werner Lämmerhirt, Wizz Jones, Peter Ratzenbeck oder Klaus Weiland. Zusammen mit Le Clou und Bernies Autobahnband spielte Colin unter dem Namen F.E.Z. (Funktionierende Europäische Zusammenarbeit) zahlreiche Auftritte zu Beginn der 80er Jahre.
Neben seinen Solo-Auftritten hatte Colin immer wieder Engagements bei Radio- und TV-Sendern.
Legendär in Österreich war „Colin’s Folk Club“ auf Ö3, den er 7 Jahre lang (1974 – 1981) moderierte und Folk-Musik aus aller Welt vorstellte. Und er war lange Jahre jeden Sonntag fester Bestandteil der TV-Sendung „Telekolleg Englisch“ des Südwestfunks in Baden-Baden, für die er Songs mit dem neu gelernten Wortschatz komponierte und in der Sendung präsentierte. Gerne moderierte er Festivals, ob in Lauffen auf der Rathausburg oder beim Venner Folk Frühling.
Seine Songschreiber-Qualitäten wurden allseits sehr geschätzt. Er übertrug Texte von Konstantin Wecker oder Pe Werner ins Englische oder schrieb Texte zu Melodien von Werner Lämmerhirt.
Hannes Wader wiederum textete nach Colins vielleicht bekanntestem Song „One More City“ das Lied „Manche Stadt“ und nahm „My Woman“ mit dem Text „Im Garten“ in sein Repertoire auf.
In unserer Gegend war Colin regelmäßig im Lauffener Phoenix-Pub am Valentinstag zu hören, für viele ein fester Termin im Jahr.
Im Kulturforum Brackenheim gastierte Colin 1991 (damals noch in der Galerie im Flüchttor), 1999 mit Wizz Jones und Werner Lämmerhirt in der Schlosskapelle und 2016 im KulturSpiegelZelt im Wiesental.
Kurze Zeit später beendete Colin seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen.
2019 starb seine Frau Shirley. Nach langer Krankheit ist Colin Wilkie am 18.10.2020 von uns gegangen.
Werner Lämmerhirt
*17.03.1949 † 14.10.2016
Es gibt keinen Superlativ, der nicht bemüht wurde, um das virtuose Gitarrenspiel von Werner Lämmerhirt zumindest annähernd zu beschreiben.
Wenn er die Akustikgitarre in die Hand nahm und in seinem unnachahmlichen Fingerpicking-Stil loslegte, erfüllte ein einzigartiger Groove den Konzertsaal, der das Publikum zum Staunen brachte.
Bevor er seine Solokarriere begann, begleitete er Anfang der siebziger Jahre Hannes Wader bei dessen Tourneen und nahm mit ihm mehrere Alben auf. 1974 veröffentlichte Werner Lämmerhirt mit „10.000 Miles“ sein erstes Solo-Album. 18 weitere sollten folgen.
Er tourte durch ganz Europa und hat zahllose Gitarristen (Amateure und Profis) inspiriert und beeinflusst. Seine Lieder und Instrumentalstücke veröffentlichte er in mehreren Lehrbüchern und er leitete Gitarren-Workshops und Seminare.
Werner war bereits beim „Kulturtreff“, dem Vorläufer des Kulturforums zu Gast und einer der ersten ganz großen Namen in Brackenheim. Aufgrund persönlicher Freundschaften machte er in Brackenheim viel öfter Station als dass er hier spielte.
Am 14. Oktober 2016 ist Werner Lämmerhirt im Alter von 67 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Er wird der Musikszene fehlen – als Musiker und als Mensch.
Wendell Holmes
*19.12.1943 † 19.06.2015
Keine 6 Monate nach Schlagzeuger Willie „Popsy“ Dixon verstarb der Frontmann der Holmes Brothers. Wendell Holmes war ein Ausnahmemusiker – ein exzellenter Gitarrist, ein an der Gospelmusik orientierter Pianist, ein kraftvoller Sänger mit einer Stimme voller Soul und ein ausgezeichneter Songwriter.
Wendell Holmes war die treibende Kraft, der Kopf der Holmes Brothers. Nachdem er sich dann nach Popsys Tod Anfang des Jahres 2015 aufgrund seiner Krankheit von der Bühne verabschiedete, bedeutete dies gleichzeitig das Ende der Holmes Brothers.
Der letzte Holmes Brother Sherman Holmes trägt das Vermächtnis dieser einzigartigen Band mit der Formation „The Sherman Holmes Project“ weiter (mit Brooks Long an der Gitarre und Eric Kennedy am Schlagzeug).
Harry Rowohlt
*27.03.1945 † 15.06.2015
Nur ein einziges, eindrückliches Mal verwandelte der Übersetzer und Autor Harry Rowohlt im Jahr 2003 die Schloßkapelle in eine Spelunke. Whisky auf der Bühne, Whisky in der Stimme „Besäufnis mit Betonung“ nannte er das zuweilen, wenn er, nach der Pause eine Flasche Whisky, vor der Pause nur Bier verkostend, dem staunenden und lauschenden Publikum mit seiner unverwechselbar rauchigen Brummstimme Kolumnen und Geschichte lesend, Anekdoten einstreuend, sagenumwobene vier Stunden lang sprach, erzählte, fabulierte, motzte, beschwichtigte, reimte und kurz auch mal sang. (Man hatte gehört, es könne auch sechs Stunden gehen, wenn der Meister mal im Element ist). Eine GuteNachtGeschichte XXL sozusagen, bei der man hinterher nicht genau nachzuerzählen wußte, worum es gegangen war. Seine geschliffene Sprache, sein ruppig-zärtliches Raunen und seine durchaus künstlerische Erscheinung auf der Brackenheimer Bühne – Haare, Haare, Falten und Nickelbrille, eloquent und schier unendlich belesen, hatte nichts gemein mit dem „Penner aus der Lindenstraße“, den mancher vielleicht erwartet hatte, und alles vom weisen „Pu Bär“, dessen Stimme er gab und Übersetzer aus dem Englischen er gewesen ist .
Ein besonderer, anderer Abend, mit einem hart arbeitenden Lebemann, der nach der Lesung noch eine halbe Stunde aufs Schönste signierte. Schön, dass er da war.
Willie „Popsy“ Dixon
*26.07.1942 † 09.01.2015
Sein mehrere Oktaven umfassendes Stimmvolumen und seine soulige, unverkennbare Stimme, sein gefühlvolles und gleichzeitig solides Schlagzeugspiel trugen zum einzigartigen und unverkennbaren Sound der „Holmes Brothers“ bei.
Die beiden Holmes-Brüder Wendell und Sherman traf Popsy zum ersten Mal 1967 bei einem Gig der beiden in New York. „Er kam auf die Bühne und sang 2 Songs mit uns. Danach war er unser Bruder, a brother from a different mother“ erinnert sich Wendell Holmes.
Und dennoch dauerte es weitere 12 Jahre bis 1979, als THE HOLMES BROTHERS offiziell gegründet wurden. Eine beispiellose Erfolgsstory begann: Insgesamt 12 (teilweise mit Preisen bedachte) Alben, Tourneen um die ganze Welt, Features in Zeitschriften und Tageszeitungen, Auftritte in den großen US-Talk-Shows, Gastauftritte mit Stars wie Willie Nelson, Bruce Springsteen, Bob Dylan u.v.a.m.
Die New York Times bezeichnete ihre Mischung aus Blues, Soul & Gospel als „deeply soulful, uplifting and timeless.“
Im September 2014 wurden die Holmes Brothers mit der höchsten Auszeichnung der Vereinigten Staaten für Künstler der Folk-Tradition geehrt, dem National Endowment For The Arts National Heritage Fellowship.
Beim Kulturforum gastierten die Holmes Brothers 1997 und 2007 – dabei waren sie viel häufiger in der Heuss-Stadt zu Gast, die sie aufgrund persönlicher Freundschaften Brackenheim als „Standort für off-days“ immer dann wählten, wenn es ihr Tourneeplan zuließ.
Christiane „Chrischi“ Weber
17.08.1975 † 08.06.2012
Es gibt Nachrichten, die kann und will man einfach nicht glauben …
Im Alter von erst 36 Jahren ist die Essener Sängerin und Musikkabarettistin Christiane Weber Ihrer schweren Krebs-erkrankung erlegen. Tapfer und optimistisch hatte sie dagegen angekämpft … und nun doch verloren.
Bundesweit und auf allen renommierten Kleinkunstbühnen ist die Trägerin des Deutschen Kleinkunstpreises aufgetreten.
Auch wir Brackenheimer waren ihrem Charme und ihrer wunder-baren Kunst verfallen, war sie doch mehrmals mit ihren Programmen in unserer Kapelle im Schloss. Wir verlieren mit unserem ‚Weberle‘ eine tolle Sängerin, eine überaus begabte Kabarettistin und Texterin und eine liebenswerte, starke Frau mit einem ansteckend fröhlichen Lachen.
Liebe Chrischi, so sehr Du uns nun fehlst, so sehr freuen wir uns über die vielen schönen Momente die wir zusammen hatten. Und über Deine Kunst. Vielen Dank und Dir viel Spaß – wo immer Du jetzt auch bist.
Vorstand und Team des Kulturforum e.V.